Der erste ist das Wayang-Kulit, ein Form des Schattenspiels, das mit flachen Lederpuppen betrieben wird. Es gilt als die älteste Theatervariante. Vorgänger der heutigen Puppen sind bereits aus vorhinduistischer, animistischer Zeit überliefert.

Darsteller, Erzähler und Leiter des Begleitorchesters ist der Dalang, welcher sehr hoch geachtet wird. Er sitzt hinter der weissen Leinwand unter einer Lampe, welche durch ihren Schein die Schatten der Puppen auf die Bildfläche wirft. Am Anfang des Spektakels steht in der Mitte der Bühne der Gunungan, ein bergähnliches, spitz zulaufendes Gebilde, das den Lebensbaum darstellt. Während der Vorstellung bedient der Dalang die Puppen, erzählt die Handlung und bedient mit den Füssen eine Rassel, mit der er spannungsreiche Szenen untermalt. Er spricht auch allein die einzelnen Charaktere, welche in dem Stück ihren Auftritt haben. So berichtet er über Stunden mit verschiedenen Stimmen über die Geschichten von Helden und schönen Frauen. Auf Bali werden im Wayang-Kulit abermals die Epen des Ramayana und Mahabharata gezeigt. Gesprochen werden die Texte vom Dalang in der altjavanischen Sprache, wo das Wayang entstanden ist. Zwar wird diese von kaum jemandem der Zuschauer verstanden, jedoch hält dies niemanden davon ab, zu einer solchen Vorstellung zu gehen. Höhepunkte der Geschichten sind ein paar gute Geister, die ab und an die Handlungen unterbrechen, um mit allerlei Anzüglichkeiten ( sowohl menschlicher als auch politischer Art ) für Heiterkeit zu sorgen. Diese Clowns bedienen sich dann der indonesischen Sprache. Begleitet werden die Geschichten von einem Gamelan-Orchester, welches hinter dem Dalang sitzt.

Früher diente das Wayang-Kulit als Mittel der Kommunikation. Starb ein bedeutender Herrscher, konnte man mit ihm über ein Medium, den Dalang, in Verbindung bleiben. Über die Figuren konnte er die Nachrichten der Geister an die Lebenden weiterleiten. Aus diesem Grund werden auch heute noch in Krisensituationen Wayang-Vorstellungen gegeben, um sich von der Magie der Schatten inspirieren zu lassen. Auf Bali sind die Theateraufführungen stets Teil religiöser Zeremonien und nie blosse Unterhaltung. Normalerweise finden sie in einer der anschliessenden Nächte an Tempelzeremonien zu Ehren der Götter und Geister statt. Ort der Vorstellung ist der Tempelhof. Doch bevor das Spiel beginnt, ruft der Dalang beschwörend die Götter und Ahnengeister herbei. Oft wird ein Wayang-Kulit gegeben, um drohendes Unheil abzuwenden. Dies rührt daher, dass derjenige, der sich unter der Zuhörerschaft des Dalangs befindet, während des gesamten Spiels vor bösen Einflüssen sicher ist.

Wayang-Topeng